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Intelligente Netze: Gesamtwirtschaftliche Effekte von bis zu 55 Mrd. Euro pro Jahr

DDas Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und der Münchner Kreis haben die gemeinsame Studie „Intelligente Netze: Potenziale und Herausforderungen“ vorgestellt: Die Zukunft wird intelligent: Intelligente Stromnetze verknüpfen die dezentrale Stromerzeugung mit der Steuerung des Verbrauchs und sorgen dafür, dass die Batterie für das Elektroauto immer soweit geladen ist, wie es die geplante Route erfordert. Das Ganze lässt sich bequem vom Smartphone aus steuern. Diese Zukunftsvision ist Bestandteil einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI, das erstmals die gesamtwirtschaftlichen Effekte intelligenter Netze für die deutsche Volkswirtschaft untersucht hat. Das Forscherteam errechnete einen jährlichen Gesamtnutzen von 55,7 Mrd Euro. Dieser setzt sich zusammen aus kombinierten Effizienzsteigerungen (39 Mrd Euro) und spezifischen Wachstumsimpulsen (16,7 Mrd Euro). In den Bereich der intelligenten Netze fällt jedoch nicht nur der Energiebereich: Auch im Gesundheits-, Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsbereich werden intelligente Netze immer wichtiger. Sie steuern beispielsweise im Smart Home zukünftig Licht und Wärme. Und auch bei der Planung einer Fahrt mit verschiedenen Verkehrsmitteln, bei der Einhaltung von Ernährungsplänen oder Medikationen (Smart Body Monitoring), beim E-Learning oder bei der Nutzung von Diensten und Daten der öffentlichen Verwaltung (Smart Government und Open Data) spielen sie eine entscheidende Rolle. Der Nutzen dieser intelligenten Netze wird jedoch erst nach und nach mit der Entstehung der Netze und entsprechenden Anwendungen voll zur Geltung kommen. Das Fraunhofer ISI geht von einem Zeitraum von zehn Jahren aus.

Daraus ergibt sich bis 2022 ein kumulierter gesamtwirtschaftlicher Nutzen für die deutsche Volkswirtschaft von rund 336 Milliarden Euro. Die Institutsleiterin des Fraunhofer ISI, Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl, betont auf dem IT-Gipfel der Bundesregierung die Wichtigkeit der intelligenten Netze: „Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, wie groß die Bedeutung intelligenter Netze für Deutschland sein kann, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden.“ Um die positiven Effekte intelligenter Netze für die Volkswirtschaft zu erreichen, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt werden: Notwendig sind hochleistungsfähige, durchgängige und zuverlässige Breitband-Internetverbindungen als Grundlage für innovative Anwendungen. Zudem muss der Staat Rahmenbedingungen schaffen, die bereichsübergreifende Kooperationen der Akteure ermöglichen, so dass neue Geschäftsmodelle entstehen können. Dazu zählen neben den technischen Standards vor allem auch tragfähige Finanzierungsmodelle. Smart-Metering Experte Guido Mumm, Geschäftsführer der in Hürth bei Köln ansässigen AKIS GmbH, gilt hierzulande als einer der Pioniere im Bereich der intelligenten Zähler. Die AKIS GmbH hat verschiedene Modelle entwickelt, auf deren Basis Wohnungsbauunternehmen und Besitzer größerer Immobilieneinheiten die Ausrüstung ihrer Wohn- bzw. Gewerbeimmobilien wirtschaftlich realisieren können.

„Insbesondere die relativ hohen Anschaffungs- bzw. Austauschkosten führen dazu, dass viele Immobilienbesitzer und Unternehmen der Wohnungswirtschaft bei der Umrüstung auf intelligente Zähler eher zögerlich agieren. Deshalb haben wir maßgeschneiderte Konzepte entwickelt, bei denen Finanzierung und Einbau der digitalen Zähler z. B. über Leasing dargestellt werden können. Unsere Modelle sind so angelegt, dass letztlich sowohl Mieter, als auch Vermieter von der Umrüstung auf Smart Meter profitieren“, so Mumm. Derzeit, so Dr. Bernd Beckert, Leiter der Studie am Fraunhofer ISI, gibt es außerdem bei der Koordination ein großes Problem: „Obwohl das Konzept der intelligenten Netze offen ist für ein großes Spektrum von Lösungen, ist es doch grundlegend auf einheitliche Prozesse, interoperable Systeme und standardisierte Datenformate ausgelegt. Dies erfordert eine bereichsübergreifende Koordination.“ Eine weitere wichtige Rolle spielt der Datenschutz. Nutzerinnen und Nutzern muss die Möglichkeit gegeben werden, selbst zu bestimmen, welche Daten für welche Zwecke weitergegeben werden dürfen. „Da ein Großteil der neuen Dienste auf Nutzerdaten wie Energieverbrauch, Ortsdaten und Bewegungsmustern im Verkehr sowie Vitaldaten im Gesundheitsbereich angewiesen ist, sind verbindliche Vereinbarungen zwischen Anbietern und Verbrauchern sowie verlässliche gesetzliche Regelungen notwendig“, so Beckert. Die gemeinsame Studie „Intelligente Netze: Potenziale und Herausforderungen“ von MÜNCHNER KREIS und Fraunhofer ISI wurde von der AG1 des nationalen IT-Gipfels initiiert und steht hier zum Download zur Verfügung.

PM Fraunhofer ISI, 13.11.2012 | drucken | Ganze PM hier

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